Rennbericht Halbmarathon Barcelona

 

Ganz unverhofft erreichte mich Mitte Januar die Anfrage von Shop4Runners „Hey, was machst du vom 10. bis 12. Februar?“. Etwas überrascht von der Frage, aber gleichzeitig neugierig, mehr über den Hintergrund der Frage zu erfahren, antwortete ich und signalisierte mein Interesse. Und keine vier Wochen später stand ich mit über 28.000 Menschen an der Startlinie des eDreams Mitja Marató de Barcelona, dem Halbmarathon Barcelonas. Eine für mich grandiose Erfahrung, die ich dank Shop4Runners und Brooks, dem Hauptsponsor des Laufs, machen durfte. Was ich in Barcelona alles erlebt und wie ich beim Halbmarathon abgeschnitten habe, erfahrt ihr in diesem Laufbericht.

Motivationsschub Barcelona Eigentlich wollte ich das Frühjahr 2024 zum Aufbau für die Bahnsaison im Mai nutzen und an regionalen Läufen teilnehmen. Doch als mich am 16. Januar die Anfrage erreichte, ob ich nicht Lust und Zeit hätte in Barcelona zu starten, entfachte das bei mir einen richtigen Motivationsschub. Auch wenn die Halbmarathondistanz für mich als Bahnläufer nicht die bevorzugte Distanz ist, hatte ich unheimlich Lust auf diese Laufreise. Zumal ich gleichzeitig vom Hauptsponsor Brooks mit einem Raceoutfit und neuen Schuhen ausgestattet wurde. Das lässt vermutlich alle Läuferherzen höherschlagen. Auch wenn ich relativ zeitnah die spanische Anmeldebestätigung als Mail in meinem SPAM-Ordner erhielt, waren für mich die Buchungsbestätigungen der Airline und des Hotels die entscheidenden Belege, dass ich tatsächlich an meinem ersten Lauf im Ausland teilnehmen werde.

Durch den zusätzlichen Racetermin passte ich kurzerhand meinen Trainingsplan an und lief eine Woche vor dem Halbmarathon einen 10-Kilomterlauf in Jügesheim, Hessen. Als nach 31:20 Minuten für mich die Zeit im Ziel stehen blieb, freute ich mich umso mehr auf den Start in Barcelona. Am nächsten Tag erhielt meine Euphorie allerdings aufgrund des unguten Gefühls, mir etwas eingefangen zu haben, einen großen Dämpfer. In meinem Kopf ratterte es – was könnte ich alles tun, um eine Erkältung zu vermeiden? Neben einem pflanzlichen Präparat stockte ich meine Vitamin C Dosis auf, ließ mein Wasserkocher auf Hochtouren laufen und inhalierte regelmäßig. Selbstverständlich kam das Brooks-Paket genau in der Phase, in der ich pausieren musste. Neben dem brandneuen Brooks Glycerin 21 beinhaltete das Paket den Brooks Hyperion 4 Elite. Wie gerne wäre ich direkt in den Schuh gesprungen, um eine paar schnelle Kilometer abzuspulen. Doch das sollte vorab leider nicht sein.

 

 

Nach drei Tagen Laufpause fühlte ich mich donnerstags immerhin wieder so gut, dass ich mal eine halbe Stunde locker laufen ging. Freitags vor dem Abflug steigerte ich die Dauer auf 40 Minuten. Bei weitem nicht die Vorbereitung, die ich mir gewünscht hatte, aber immerhin war der Puls in einem normalen Bereich. Bei den beiden lockeren Einheiten machte es leider keinen Sinn, den eigentlichen Raceschuh zu testen. Und so saß ich am Samstag im Flieger nach Barcelona.
Stimmung am Brooks-VW-Partybus Angekommen in der katalanischen Metropole buchte ich ein 72 Stunden Ticket und steuerte mit der U-Bahn die Halbmarathon-Messe an, um meine Startunterlagen abzuholen. Genauer gesagt, lautete das Ziel Palacio Victoria Eugenia. Als ich die Treppen aus der Station nach oben erklomm, fand ich mich auf dem Plaça d'Espanya wieder. Ein prachtvoller Anblick umgeben von breiten Straßen und einer historischen Stadtsilhouette. Vorbei am magischen Springbrunnen de Montjuïc bog ich in die Messehalle ein.

Hauptsponsor Brooks positionierte sich direkt im Eingangsbereich und zeigte neben seiner neuen Produktpalette um den Glycerin und den Hyperion Elite 4 auch die verschiedenen Entwicklungsstufen ihrer vergangenen Laufschuhmodelle. Sehr spannend zu sehen, wenn einzelne Modelle in ihre Einzelteile zerlegt werden. Im hinteren Standbereich stand der ultimative Hingucker: ein Brooks-VW-Partybus mit DJ und sorgte für eine coole Laufatmosphäre. Schnell noch den Namen auf der Wand verewigt und ein Vamos-Plakat gestaltet, bevor es zur Startnummernausgabe ging.

 

 

Hier habe ich das erste Mal realisiert, dass es Startnummern bis 30.000 gab. Vorab hatte ich mich nicht genau informiert, wie viele Menschen eigentlich an dem Lauf teilnehmen werden. Bei der Recherche im Nachgang habe ich erfahren, dass es nach dem dort ebenfalls stattfindenden Marathon die zweitgrößte Laufveranstaltung in Barcelona ist. Mit Startnummer 15494 ging ich ins Rennen. Nur etwas schade, dass auf meiner Startnummer nicht der Name wie bei den restlichen Läuferinnen und Läufern stand, sondern lediglich die Zahl. Ich war übrigens in der dritten Startwelle eingestuft und damit 20 Minuten nach dem offiziellen Startschuss. Glücklicherweise konnte ich das nach Vorlage meines Profils bei World Athletics problemlos ändern und so erhielt ich einen zusätzlichen gelben Punkt für die Berechtigung im ersten Startblock zu starten.
Nachdem ich das Laufflair auf der Messe noch ein wenig ausgekostet und das Laufshirt abgeholt hatte, ging es für mich Richtung Haupteinkaufsstraße La Rambla im Zentrum, da in unmittelbarer Nähe mein Hotel lag. Nach dem Check-in besorgte ich mir noch ein wenig Proviant und ließ den Abend ruhig ausklingen. Immerhin klingelte am Rennmorgen bereits um 6:00 Uhr der Wecker. Mein Start war um 8:30 Uhr. Leider macht das Frühstücksbuffet im Hotel erst um 7:30 Uhr auf. Dennoch konnte ich eine kleine Frühstücksbox heraushandeln, die ich morgens abholen durfte.

Ready to rock Noch bevor ich meine Frühstücksbox abholte, bin ich zur Aktivierung meines Körpers am frühen Morgen ein paar Schritte durch die leeren Straßen in Barcelona gelaufen. An meinen Füßen hatte ich erstmals den Hyperion Elite 4. Und was soll ich sagen, schnelle Schuhe animieren zum schnellen Laufen – selbst in der Früh. Auf der Rambla habe ich ein paar Steigerungen eingestreut und nach zehn Minuten stand ich wieder in der Hotellobby. Ich fühlte mich fit und gesund und von der Erkältung war nichts mehr zu spüren.
Nach dem ersten Blick in die Frühstückstüte machte sich ein wenig Ernüchterung breit. Nicht mal ein Brötchen beinhaltete die Tüte. Lediglich etwas Obst und zwei Törtchen. Wie soll ich damit eine gute Grundlage für den Halbmarathon legen? Glücklicherweise hatte ich noch eine Brezel und Datteln vom Vortag, die ich anschließend noch verdrückte. Als erstes kleines Learning muss ich festhalten, an Wettkampftagen immer eine Verpflegungsalternative im Petto zu haben.
Nach der Stärkung folgte die Wahl des Raceoutfits. Ich habe mich gegen das Singlet entschieden, da es mir bei acht Grad und Wind definitiv zu kalt war. Zumal ich keine Begleitperson hatte, der ich meine Sachen hätte geben können. Stattdessen zog ich einen alten, großen Pulli meines Vaters über das Shirt, den ich kurz vor dem Start wegwerfen konnte. Um 7:30 Uhr machte ich mich auf dem Weg zum Start am Parc de la Ciutadella in der Nähe des Arc de Triomf (Triumphbogen). Diese zwei Kilometer nutze ich direkt für einen leichten Aufgalopp.
Aus allen Gassen pilgerten etliche Läuferinnen und Läufer Richtung Startlinie. Angekommen an der Startlinie herrschte bereits das übliche Treiben und die Läuferinnen und Läufer zogen auf den breiten, sehr windanfälligen Straßen ihre Bahnen. Auch die afrikanischen Topläuferinnen und -läufer waren zugegen und testeten allmählich ihre Wettkampfgeschwindigkeiten. Beeindruckende Laufstile. Ich versuchte ebenfalls noch ein paar Steigerungen einzustreuen und die Atmosphäre zu genießen. Selbstverständlich stand auch wieder der Brooks-VW-Partybus am Straßenrand und sorgte für die passende musikalische Untermalung.

Eigentlich waren die Bedingungen für ein schnelles Rennen optimal. Acht Grad, blauer Himmel und Sonnenschein. Wenn da nicht dieser zum Teil ordentlich blasende Wind gewesen wäre. Meine Devise lautete ganz klar: Gruppe suchen und im Feld verstecken. Schnell noch einen Riegel konsumiert und rund fünfzehn Minuten vor Startschuss stand ich im ersten Block. Oder besser gesagt, ich stand ganz hinten und musste mich nach vorne arbeiten – bis in die fünfte Reihe habe ich es letztlich geschafft. Ich stand unmittelbar hinter dem ehemaligen deutschen Marathonmeister Marcus Schöfisch. Das Elitefeld hatte ganz vorne einen eigenen Bereich für sich.

 

 

Lasset die Spiele beginnen Abklatschen, Jacken wegwerfen, Schnürung checken, Gels einführen. Die Aufregung war von allen Seiten zu spüren. Tres, dos, uno, Peng. Die Masse setzte sich in Bewegung. Klack, klack, klack, der Carbonracer hallte durch die Gassen. Und sofort gingen die ersten Positionskämpfe los. Hände, Arme, Ellenbogen – alles wurde genutzt, um sich eine bessere Ausgangssituation zu beschaffen. Mein Ziel war es, eine 3:20min/km Pace anzulaufen, um am Ende vielleicht die Barriere von 70 Minuten zu knacken. Da der Halbmarathon aber für mich keine priorisierte Strecke ist und ich dafür nicht trainiert hatte, wollte ich mich erstmal treiben lassen. Da wird es doch bestimmt ein Feld geben, wo ich einfach nur mitrollen kann. Denkste! Stattdessen begegnete ich zahlreichen Läuferinnen und Läufern, die schon auf dem ersten Kilometer regelrecht überpacten, was ihre laute Atmung bestätigte. Ein Phänomen, das ich nicht verstehen kann. Zumal ein Halbmarathon eine verdammt lange Strecke ist. Dass wir beim ersten Kilometer am Hafen beziehungsweise am Meer vorbeikamen, habe ich in der Masse an Läuferinnen und Läufer gar nicht realisiert. Ungefähr bei Kilometer zwei habe ich die deutsche Top-Marathonläuferin Fabienne Königstein getroffen, die ebenfalls um die 70 Minuten laufen wollte. Meine ersten beiden Kilometer bin ich laut Uhr in exakt in 3:20 min/km angelaufen. Im Nachgang waren das gar meine beiden „langsamsten“ Kilometer.
Aufgezogen an langen Perlenketten lief das Läuferfeld hintereinander her. Wirkliche Gruppen bildeten sich eher weniger. Also hangelte ich mich von Läufer zu Läufer und machte die ersten Plätze gut. Auch wenn ich keine wirkliche Gruppe hatte, war es schön zu sehen, dass im erweiterten Blickfeld immer andere Läufer auftauchten. Das motiviert. Laut meiner Uhr bin ich die Fünfkilometermarke in 16:25 Minuten durchgelaufen. Leider gab es ab diesem Zeitpunkt eine erhebliche Abweichung zu den vom Veranstalter aufgestellten Schildern. Laut Veranstalter passierte ich die Fünfkilometermarke nach 16:46 Minuten – also gut 20 Sekunden Abweichung. Das ist bei der Hochrechnung immer ein wenig unglücklich, da meine Uhr mit zunehmender Dauer immer früher piepste.
Ich rollte einfach weiter, ohne mich zu sehr auf die Zeiten zu konzentrieren. Das Gefühl war gut, die Beine locker, nur der Wind pfiff zum Teil ordentlich durch die Straßen. Insbesondere bei Überholvorgängen versuchte ich schnell zum nächsten Läufer aufzuschließen. Zwischen Kilometer sieben und acht kamen wir übrigens am Arc de Triomf vorbei, der das Haupteingangstor für die Weltausstellung von 1888 in Barcelona war. In diesem Bereich befand sich zudem die Zielverpflegung. Auch das habe ich in meinem Tunnel nicht realisiert. Mein Fokus lag auf den Läufern um mich herum.


So langsam hatten sich auch einzelne Tempogruppen gefunden und das Auflaufen auf weitere Läufer wurde weniger. Um nun Positionen gut zu machen, musste ich oftmals größere Lücken schließen. Den zweiten Fünfkilometerabschnitt durchlief ich in 16:27 Minuten. Nachdem ich endlich einen französischen Läufer nach längerer Anlaufphase eingeholt hatte, wurde er zu meinem dauerhaften Begleiter bis ins Ziel. Wir wechselten uns bei der Tempoarbeit gut ab und marschierten mit großen Schritten Richtung Triumphbogen. Selbst bis Kilometer 15 war ich noch sehr gut gestimmt, dass ich den Halbmarathon souverän zu Ende laufe. Mit 16:25 Minuten war der dritte Abschnitt fast auf die Sekunde identisch zum vorherigen. Ab Kilometer 17 wurde mein Laufschritt deutlich schwerer. Nun musste ich beißen und dranbleiben.

 

 

Aus dem Augenschein nahm ich von geraumer Entfernung auch schon eine neue Hürde wahr. Eine kleine Brücke gepaart mit einem Anstieg. Auch wenn es vielleicht nur 30 Meter waren, waren es eindeutig dreißig Meter zu viel und an der falschen Stelle. Nach einer anschließenden Rechtskurve wurde ich wenigstens mit dem Blick auf das Meer belohnt. Knapp drei Kilometer lief ich an der Promenade entlang. Das war nur alles andere als ein Genuss! Ich teilte mir schon die restlichen Kilometer in kleine Teilabschnitte ein, um mich mental bei Laune zu halten. „Es ist nicht mehr weit, es ist nicht mehr weit.“ „Drei Kilometer gehen immer.“ „Sollte da nicht noch eine Brooks-Fanbase kommen?“ Nach Kilometer 20 folgte wieder eine Rechtskurve. Auch wenn ich den vierten Abschnitt gefühlt langsamer gelaufen bin, stand im Ergebnisprotokoll dennoch eine 16:32 Minuten. Bei dem vorletzten Kilometerschild warf ich einen Blick auf meine Uhr: eine Stunde und sechs Minuten. Wenn ich also die Pace halte, konnte ich noch unter 70 Minuten bleiben. Forca!

Und dann sah ich es: das Ziel. Oder vielleicht doch nicht? Von Weitem konnte ich schon gut eine mit Brooks gebrandete Zone erkennen. Das 20 Kilometerschild hatte ich bereits wahrgenommen, also musste es das Ziel sein. Immerhin sind es nach Kilometer 21 nur noch ein paar wenige Meter. Leider stellte sich heraus, dass es zwar eine hervorragende Cheering-Zone des Brooks-Teams mit vielen Fans war, die in einem engen Spalier auf der Straße standen, aber leider nicht das ersehnte Ziel. Also schnell die Papphände für den extra Schub abklatschen, die Musik des Brooks-VW-Partybusses aufsaugen und weiter Richtung Ziel.
Nach einer Linkskurve konnte ich es nun wirklich sehen. Das Zielbanner wurde am Horizont immer größer. Und mit großen Schritten kam ich dem Teppich näher. Die Uhr war inzwischen schon auf eine Stunde und neun Minuten umgesprungen. Ich war mir nun sicher, dass ich die 70-Minuten-Marke knacke. Und so lief ich am Ende gezeichnet, aber glücklich über die Ziellinie. Geschafft. Meine offizielle Endzeit betrug 1:09,44.

Mit Stolz nahm ich die Medaille entgegen und folgte dem Zielkorridor zur Verpflegung. Auf dem Weg zum Triumphbogen reihten sich unzählige Tische mit Getränken und Obst aneinander. Nun realisierte ich auch, dass die Strecke unmittelbar am Zielbereich vorbeiführte. Als Zuschauer stellte ich mich an den Straßenrand und jubelte den Läuferinnen und Läufern zu, während eine Band die Stimmung zusätzlich anheizte. Ich fragte mich nur, ob die Band auch schon dastand, als ich vor 45 Minuten dort langlief. Ich kann es im Nachgang nicht beantworten.

 

 

Was ich aber sagen kann, ist, dass der Brooks Hyperion Elite 4 über die gesamte Distanz eine sehr gute Arbeit geleistet hat. Die Schaumstoffmischung in Verbindung mit der Carbonplatte garantierte einen angenehmen Vortrieb. Dank meiner Vielzahl an Laufschuhen, die ich bereits testen durfte, kam ich mit diesem Modell auch problemlos zu Recht. Dennoch rate ich keinen Läuferinnen und Läufern einen Schuh erstmalig beim Rennen zu laufen. Das war bei mir eine Ausnahme. Ein separater Testbericht zum Modell folgt ebenfalls auf der Webseite von Shop4Runners.


Wie schnell die Strecke in Barcelona wirklich ist, belegte das Elitefeld. Während der Kenianer Kibiwott Kandie die Jahresweltbestzeit mit 59:22 Minuten um eine Sekunde verpasste, stellte die Kenianerin Joyciline Jepkosgei eine neue Weltjahresbestzeit der Frauen in 64:29 Minuten auf. Diese Zeit bedeutet gleichzeitig Platz sechs in der ewigen Halbmarathonbestenliste. Großer Respekt!
Darf es ein bisschen Meer sein? Angekommen im Hotel sprang ich schnell unter die Dusche und war circa zehn Minuten vor dem offiziellen Frühstücksende am Büffet. Was ein Glück. Meine Beine fühlten sich dank der Kompressionssocken auch so weit gut an. Nach der Stärkung und etwas Ruhe auf dem Zimmer wollte ich den Tag für eine kleine Sightseeing-Tour nutzen. Und wo lässt es sich wohl am besten regenerieren? Selbstverständlich am Meer. Es ist einfach unfassbar entschleunigend die Füße in den Sand zu stecken und den Blick über den Horizont streifen zu lassen. Nach getaner Arbeit war dies die ideale Belohnung für Körper und Geist.

Halbmarathon Barcelona: Eine Reise wert? Ob ich es wieder machen würde? Klare Antwort: Auf jeden Fall. Sich einen großen Lauf als Highlight im Laufkalender rauszusuchen, kann unheimlich motivierend sein. Und wenn man einen solchen Trip noch mit einem Kurzurlaub verbindet, bekommt man quasi das Beste aus zwei Welten. Zumal eine läuferische Stadterkundung immer eine besondere Perspektive gewährt. Barcelona ist nicht nur ein großartiges touristisches Reiseziel mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wunderbaren kleinen Ecken, schönen historischen belebten Plätzen und vielseitiger Kultur, sondern auch der Standort für Europas zweitgrößten Halbmarathon nach Berlin. Wer also ein wenig Marathonfeeling schnuppern möchte und eine Großveranstaltung mit Messe, schneller Strecke und extra großem Teilnehmerfeld sucht, sollte Barcelona in die Wahl einbeziehen. Zumal die katalanische Metropole auch noch unmittelbar am Meer liegt und mit kilometerlangen Sandstränden lockt.


Den einzigen, kleinen Kritikpunkt sehe ich bei der Stimmung am Streckenrand. Ich hatte mir tatsächlich mehr begeisterte Menschen erhofft. Immerhin leben 1,6 Millionen Menschen in der zweitgrößten Stadt Spaniens. Viele Straßenzüge oder auch die Passagen am Meer waren sehr verwaist. Es kann aber auch sein, dass zu einem späteren Zeitpunkt mehr Menschen an der Strecke zum Anfeuern standen. Die letzte Startwelle wurde 50 Minuten nach dem offiziellen Beginn auf die Strecke geschickt. Solche tollen Cheering-Zonen wie Brooks sie kurz nach Kilometer 20 eingerichtet hatte, wären in Zukunft eine zusätzliche Bereicherung für weitere Streckenabschnitte.
Wer nach dem Lauf noch ein wenig Zeit hat, um die katalanische Metropole zu entdecken, dem kann ich als Tourist einen Besuch der Castell de Montjuïc empfehlen. Auf dem 173 Meter hohen Hausberg von Barcelona hat man einen fantastischen Blick über die gesamte Stadt und den gigantischen Hafen. Auch wenn die Festung 12 Euro an Eintritt verlangt, ist die Aussicht das Geld wert. Für meinen nächsten Halbmarathon würde ich gegebenenfalls meine Verpflegungsstrategie überarbeiten, indem ich für das Frühstück besser vorsorge und bei der Hälfte des Rennens ein Gel nehme. Auch die Mitnahme meines Brustgurtes sollte ich nochmal überdenken. Entweder ich muss schauen, dass dieser fester sitzt oder ich darf ihn nicht so oft nachjustieren, sonst habe ich ihn wieder während des Laufs unerwartet in der Hand. Das ist übrigens auf den Bildern sehr gut zu erkennen. Und noch ein Tipp: Die Bilder des Veranstalters sind als Erinnerung echt cool, aber das zusätzliche Zieleinlauf-Video ist überflüssig. Aber am Ende gibt es (glaube ich) bei jedem Lauf etwas Optimierungspotenzial – schließlich brauchen wir Läuferinnen und Läufer einen Anreiz, um auch in Zukunft schnelle Zeiten zu laufen und eine weitere Laufreise zu unternehmen.