Der neue Super-Schuh von Brooks: Hyperion Elite 4

 

Das Flaggschiff-Modell des amerikanischen Herstellers Brooks hat ein Update erhalten. Der Brooks Hyperion Elite 4 (fortführend Elite 4 genannt) ist mit einer neuen, leichteren Dämpfung sowie einem veränderten Obermaterial ausgestattet, um neue Bestzeiten auf den Strecken zwischen fünf Kilometern und Marathon aufzustellen. Wie sich der Rennschuh im Trainingsalltag schlägt und ob er für jegliche Wettkampfstrecken geeignet ist, erfahrt ihr in diesem Testbericht. Shop4runners hat mir den Schuh zur Verfügung gestellt, sodass ich diesen unabhängig von etwaigen Herstellerinteressen testen konnte.

 

 

Erster Eindruck

Was soll ich sagen: heißes Teil. Ich mag es, wenn auf den ersten Blick ersichtlich wird, für was ein Modell steht: Tempo. Das hauchdünne, graue Obermaterial mit der orange-gelb verlaufenden Farbsilhouette erzeugt ein Bild von Geschwindigkeit. Die reduzierten Gummielemente an der Sohle geben in der Mitte den Blick auf die Carbonfaserplatte frei. Alles ist sehr minimalistisch gehalten, um die maximale Performance aus dem Schuh herauszuholen. Wenn der Schuh jetzt noch hält, was er verspricht, bin ich rundherum zufrieden.

 

Praxistest: Direkt ins kalte Wasser

Anlässlich des Halbmarathons in Barcelona, bei dem Brooks als Hauptsponsor fungiert, habe ich den Testschuh erhalten. Leider war es mir vorab nicht möglich den Schuh zu laufen, da sich in der Rennwoche eine leichte Erkältung andeutete. Somit hatte ich den Schuh tatsächlich erst am Rennmorgen das erste Mal an den Füßen (Anmerkung: Eine solche Vorgehensweise kann ich nicht empfehlen und stellt auch bei mir eine Ausnahme dar). Vor dem Frühstück habe ich noch einen kleinen Aufgalopp eingestreut, um wenigstens ein paar Meter mit dem Schuh vorab zu laufen.

Morgens um sechs Uhr waren die Straßen in Barcelona noch leergefegt und ich lief über die sonst immer stark frequentierte Prachtstraße La Rambla. Auch wenn mein Körper noch nicht bereit für hohes Tempo war, animierte die Dämpfung gepaart mit der Carbonfaserplatte zu schnellen Schritten. Die Führung des Schuhs trieb beim Abrollprozess automatisch auf den Vorfuß, um so die bestmögliche Energierückgabe zu erhalten. Ein gutes Gefühl, das durch die Rocker-Konstruktion unterstützt wird. Gleichzeitig war mein Fuß eng umschlossen und das atmungsaktive Mesh-Obermaterial bot im Vorfußbereich eine gewisse Flexibilität.

Der Elite 4 hat nicht diesen ultimativen Push nach vorne und diese hohen, absorbierenden Dämpfungseigenschaften, wie man es vielleicht von einem Nike Alphafly Next% oder Adidas Adizero Adios Pro kennt. Das Laufgefühl ist direkter und der unmittelbare Kontakt zum Boden beim Aufprall ist spürbar. Dafür ist der Stand im Schuh deutlich sicherer und stabiler als bei anderen sehr gedämpften Superschuhen – und das trotz seiner mit 40 Millimetern maximalen Fersenhöhe.

Brooks gibt für den Elite 4 eine Bandbreite von fünf Kilometern bis Marathon vor. Nachdem ich meinen Halbmarathon in Barcelona in neuer Bestzeit von knapp unter 70 Minuten absolviert habe, sehe ich den Schuh eher auf den Strecken bis Halbmarathon. Ich mag den spürbaren Bodenkontakt. Insbesondere bei kurzen, wendigen Strecken habe ich mit dem Elite 4 ein gutes, sicheres und stabiles Gefühl. Bei einem Marathon wünsche ich mir eine höhere Dämpfung und Energierückgabe.

Nach der Rückreise habe ich den Schuh auch beim Bahntraining getestet. Der enganliegende Sitz und der direkte Abrollvorgang machen den Elite 4 zu einem sehr guten Trainingsschuh auf der Bahn. Der Abdruck und der Grip in den Kurven sind gut. Hier kommt mir entgegen, dass die Dämpfung nicht so stark ausgeprägt ist und ich ein unmittelbares Feedback beim Fußabsatz mit einem leichten Push nach vorne erhalte. Alternative Trainingseinheiten sind neben Racepace-Intervalle auch schnelle Tempodauerläufe. Aufgrund der reduzierten Haltbarkeit von Wettkampfschuhen sollten sie im Training nur bei spezifischen Einheiten zum Einsatz kommen. Schon nach den ersten beiden Läufen musste ich leider am äußeren Rand der Sohle, wo keine Gummiverstärkungen sind, Abriebstellen feststellen. Diese Stellen werden vermutlich die Laufleistung wenig beeinflussen, sehen aber unschön aus und sind bei einem neuen Schuh sehr schade.

 

 

Der Brooks Hyperion Elite 4 im Detail

Der Elite 4 ist ein dynamischer, reaktionsfreudiger Wettkampfschuh. Das Laufgefühl ist direkt und der Bodenkontakt beim Aufprall spürbar. Im Vergleich zur Vorgängerversion verfügt das aktuelle Modell dank des verbesserten Stickstoffmaterials (DNA FLASH v2-Technologie) in der Zwischensohle über zehn Prozent mehr Energierückführung beim Abdruck. In Verbindung mit der Carbonfaserplatte – konkret die SpeedVault Race+ Platte aus Carbon-Verbundstoff, die sich über den gesamten Schuh erstreckt – soll der Vorwärtsdrang erhöht werden, um die Geschwindigkeit zu steigern. Die typische Rockerkonstruktion trägt ihren Anteil zum effizienten Abrollprozess bei.

Die Fersenhöhe ist um 4 Millimeter gestiegen und erreicht mit 40 Millimetern das Höchstmaß, das laut World Athletics Regularien bei offiziellen Wettkampfschuhen zugelassen ist. Die Sprengung beträgt dabei acht Millimeter.

Das Mesh-Obermaterial ist sehr reduziert und atmungsaktiv und umfasst den Fuß sehr angenehm. Die Zunge ist flexibel und sehr dünn gehalten. Die Schnürung verläuft gradlinig über den Mittelfuß. Passend für einen minimalistischen Rennschuh bringt der Elite 4 nur 228 Gramm bei Schuhgröße 44 auf die Waage. Ich habe mich für meine Standardgröße in Laufschuhen entschieden. Anzumerken gilt es, dass es das Modell nur als Unisex-Variante gibt. Die Farbwahl begrenzt sich bisher auf Illusion Blue/Coral/Orange. Der Schuh liegt bei mittlerweile marktüblichen 250 Euro für einen Wettkampfschuh. Im Vergleich zum Vorgänger wurden 25 Euro auf den Endpreis aufgeschlagen.

Der Elite 4 hat eine normale, schmale Passform – also typisch für einen Wettkampfschuh. Im Zehenbereich ist dank des flexiblen Obermaterials noch etwas Entfaltungsspielraum. Ein zusätzliches Loch für die Marathonschnürung ist vorhanden. Die Polsterung im Fersenbereich ist sehr reduziert mit zwei Querstreifen gehalten. Die Einlegesohlen sind verklebt. Die Gummielemente auf der Außensohle garantieren eine gute Traktion auf dem Asphalt. Als Wettkampfschuh mit Carbonplatte ist das Modell primär für Mittel- und Vorfußläuferinnen und -läufer gedacht, weshalb die Gummielemente unter der Ferse sehr reduziert sind. Der Elite 4 ist für schnelle Einheiten und Wettkämpfe auf der Straße konzipiert, ist aber auch eine sehr gute Wahl auf der Tartanbahn.

 

Der Brooks Hyperion Elite 4 im Detail

Preis - 250,00 EUR UVP
Gewicht - 228 Gramm (Größe EU 44 | US 10)
Sprengung - 8 Millimeter
Schuhweite - enganliegend
Schuhart - neutral
Laufuntergrund - Asphalt
Einsatzgebiet - Wettkampf
 

Bevorzugte Zielgruppe

Wettkampfschuhe mit Carbonelementen sind bevorzugt für erfahrene Läuferinnen und Läufer geeignet, die auf der Jagd nach Bestzeiten sind. Für die Muskulatur bedeuten solche Schuhe immer eine erhöhte Belastung für den Bewegungsapparat, da sie die Muskelgruppen nochmal anders fordern. Durch die ergänzende Carbonplatte im Schuh wird insbesondere das Abrollen über den Mittel- und Vorfuß priorisiert. Läuferinnen und Läufer, die über die Ferse abrollen, werden die Energierückführung weniger bemerken und auch vom Push nach vorne nicht so stark profitieren. Der Elite 4 richtet sich an Neutralläuferinnen und -läufer.  

 

 

Brooks-Portfolio und mögliche Alternativen

Brooks hat bei seiner Hyperion-Reihe gleich drei heiße Eisen im petto: den Hyperion, den Hyperion Max und den Hyperion Elite 4. Der Hyperion ist ein leichter Trainingsschuh für schnelle, kurze Einheiten. Der Hyperion Max ist der ideale Trainingsschuh für längere Intervalle und Tempodauerläufe, um sich auf den nächsten Wettkampf vorzubereiten. Als Highlight der Reihe fungiert der Elite 4 als der ultimative Wettkampfschuh. Alle drei Modelle eint eine acht Millimeter Sprengung und einen auf Dynamik ausgelegten Laufstil – dank der mit Stickstoff angereicherten DNA FLASH Technologie in der Zwischensohle. Ein Kontrast für lockere Einheiten und Dauerläufe ist neben dem Glycerin 21 der Ghost Max. Beide Modelle sind sehr komfortabel und verfügen über eine weichere, geschmeidigere Dämpfung.

Im Vergleich mit Topmodellen wie dem Nike Alphafly 3, dem Adidas Adizero Adios Pro 3 oder dem New Balance SC Elite v4 sehe ich den Brooks Hyperion Elite aufgrund seiner weniger ausgeprägten Dämpfung nicht auf einer Wellenlänge. Der Elite 4 überzeugt durch seine Kompaktheit, den enganliegenden Sitz und dem direkten Abrollprozess. Angelehnt an die dargestellten Eigenschaften des Elite 4 wäre ein Vergleich mit dem Puma Deviate Nitro Elite 2 oder ON Cloudboom Echo 3 passender.

 

Fazit

Der Brooks Hyperion Elite 4 ist das aktuelle Topmodell des amerikanischen Herstellers und für Wettkämpfe ausgelegt. Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Energierückgabe um zehn Prozent erhöht und insbesondere das Obermaterial und damit einhergehend der Sitz optimiert. Das macht die vierte Version zu einem gelungenen, stylischen Update für ambitionierte Mittel- und Vorfußläuferinnen und -läufer. Das Laufgefühl ist direkter und weniger stark gedämpft als bei vergleichbaren Superschuhen der Konkurrenz. Wer also einen etwas direkteren und gutsitzenden Wettkampfschuh für Distanzen bis Halbmarathon sucht, trifft mit dem Elite 4 eine gute Wahl.