Der Saucony Ride 17 im Test

 

Der Allroundtrainer der US-Amerikaner ist einer ihrer Bestseller und nun bereits in seiner 17. Auflage. Ich war mit den Vorgängermodellen sehr zufrieden und freue ich mich deshalb sehr, dass ich die aktuelle Version testen darf. Der Ride 17 hat ein großes Update bekommen und ich war gespannt, was sich verändert hat. Wie sich das neue Modell im Praxistest auf der Straße schlägt, erfahrt ihr in diesem Test.

Über den Ride 17
Der Ride ist ein neutraler Allroundtrainer mit stärkerer Dämpfung für das tägliche Training. Er legt großen Wert auf Komfort und Vielseitigkeit. Auch bei mir ist der Ride seit einigen Jahren ein Dauergast im Schuhschrank und ich habe mit den Vorgängermodellen viele Trainingskilometer gesammelt. Den Schuh habe ich von Shop4Runners zur Verfügung gestellt bekommen und konnte ihn so frei von Herstellerinteressen testen.

 

Kategorie Neutralschuh, Allrounder, Daily Trainer
Gewicht (Mustegröße)

Herren: US 9 - 282g

Damen: US 8 - 238g

Sprengung 8 mm (35 mm Ferse / 27 mm Vorfuß)
UVP 150€
Farbvarianten 4 Herren- und 4 Damenmodelle
Größe True to size, auch eine breite VErsion (wide) erhältlich 

 

 

Erster Eindruck

Wer den Vorgänger kennt, dem fallen sofort einige Unterschiede auf. Der Ride 17er ist nicht mehr zweifarbig gestaltet und wirkt etwas aufgeräumter und moderner. Der Schuh ist Saucony-typisch super verarbeitet. Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen gibt es je vier Colourways von knallig bis dezent-unauffällig, also sicher für jeden Geschmack etwas. Mit der neuen Sohlenkonstruktion erinnert er mich im Profil etwas an den Nike Pegasus 40, besonders in der Farbe weiß – ein Hingucker. Ich hab mir wegen des Schmuddelwetters die dunkle Variante bestellt, die mir aber auch sehr gut gefällt.

Beim Wiegen in meiner Größe (US 12) zeigt die Waage 326g. Ein durchschnittlicher Wert für einen gut gedämpften Allrounder, aber in meiner Größe 36 Gramm mehr im Vergleich zum Vorgänger.

Beim Anziehen spürt man sofort den gewohnten Komfort. Mit seiner Passform kann der Ride wieder richtig punkten, auch im Vergleich zu vielen Konkurrenten. Er umschließt den Fuß perfekt und man spürt schon im Stehen und Wippen die weichere Dämpfung. Im Mittelfußbereich liegt er eher eng an, die Zehenbox  ist aber geräumig genug, so dass auch meine etwas breiteren Füße genug Platz finden. Für noch breitere Füße gibt es auch eine „Wide“-Version.

Aufbau
Obermaterial
Beim Obermaterial Saucony wieder auf sein bewährtes Formfit-Konzept zurück. Das sogenannte „Engineered Mesh“ ist unterschiedlich dicht gewebt. Die Rückseite besteht aus einem fester gewebten, stützenderen Mesh als das im Vorfuß, das sehr atmungsaktiv ist. Positiv aufgefallen ist das festere Material im Mittelfuß, das besonders guten Halt bietet. Der Fuß sitzt an den richtigen Stellen fest und sicher, aber nicht eingeengt im Schuh und hat vorne genug Platz. Bei der Passform macht Saucony niemand etwas vor. Die feste Fersenkappe ist am Kragen ausreichend gepolstert, etwas dünner als beim 16er, aber wirklich bequem, ebenso die seitlich vernähte Zunge.

Die neuen Schnürsenkel sind im Gegensatz zu den vorherigen wieder etwas weicher und dehnbarer und sollten straff gebunden werden, damit bei längeren Läufen nicht nachgebunden werden muss. Sie sind ausreichend lang für die Marathonschnürung, die aber bei diesem super Sitz nicht nötig sein sollte. Gleich beim ersten Reinschlüpfen fühle ich mich wirklich rundum wohl im Schuh und freue mich auf den ersten Lauf.

 

Sohlenkonstruktion

Beim Herzstück, der Mittelsohle setzt Saucony diesmal auf den POWERRUN+-Schaum, der auch im Triumph verbaut ist. Mit der Stapelhöhe von 35mm hinten und 27 mm vorne ergibt sich eine Sprengung von 8mm, ein durchschnittlicher Wert für einen Allrounder. Die PWRRUN+-Zwischensohle folgt dem derzeit allgemeinen Trend zu soften, federnden TPU-Schäumen und wurde von vielen Läufern herbeigesehnt. Der Schuh besitzt damit jetzt eine noch komfortablere Dämpfung. Die leichte Rockergeometrie und die langen Entkopplungskerben sorgen für Flexibilität und gutes Abrollverhalten.  Die herausnehmbare Innensohle ist ebenfalls aus PWRRUN+ (=TPU-Schaum) und spielt hervorragend mit der Zwischensohle zusammen. Sie ist anatomisch geformt und bietet mit der seitlich etwas hochgezogenen Zwischensohle einen wannenartigen perfekten Halt im Schuh. Die Zwischensohle ist auch nach unten hin verbreitert, was für einen sicheren Aufsatz und viel Stabilität sorgt.

Bei der Außensohle wurde diesmal noch mehr abriebfester Gummi (XT-900) auf die Lauffläche gebracht, der noch mehr Langlebigkeit und besseren Grip gewährleistet. Der Ride ist ein Laufschuh für die Straße oder befestigte Waldwege. Bei nassen Untergründen ist die neue Außensohle auch griffiger geworden, bei feuchter Erde sollte man vorsichtig sein, aber dafür ist er auch nicht gemacht.

 

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Praxistest auf der Straße

Ich kenne den Ride seit vielen Jahren und bin von dem Update sofort begeistert. Die grundsätzliche Ausrichtung des Schuhs ist gleich geblieben: komfortabel genug auch für längere Einheiten, aber auch bei etwas höherem Tempo macht er eine gute Figur. Mich persönlich hat die früher etwas festere und direktere Abstimmung im Vergleich zu vielen Konkurrenten nie gestört, weil mir die (für einen Allrounder) gute Tempofähigkeit gefallen hat. Der 17er hat diese sportliche Charakteristik immer noch, ist aber noch besser gedämpft, ohne aber träge zu werden oder zu viel Energie zu schlucken. Laut Saucony hat er eine um 10% verbesserte Energierückgabe.

Bezüglich des Gewichts war ich skeptisch, da ich die immer leichteren werdenden Vorgänger sehr schätzte. Das relativ große Mehrgewicht von 36 Gramm bei meinem US 12 ist beim Laufen aber nicht spürbar. Ich bin sogar mit einem Ride 16 links und einem Ride 17 rechts gelaufen. Auch im direkten Vergleich fällt das Gewicht nicht auf, auf jeden Fall aber die bessere Dämpfung. Auch die Plattform scheint im Vorfuß wieder etwas breiter zu sein. Der Schuh fühlt leichter an als er ist, auch wenn man eine Menge Schaum unter den Füßen hat. Das Abrollverhalten ist sehr gut und er läuft sich für einen bequemen Daily Trainer wirklich sehr geschmeidig. Ride-typisch ist er unter den vielen Allroundtrainern verschiedener Marken eher der etwas schnelleren Fraktion zuzuordnen.

Durch den neuen Dämpfungsschaum gefällt er mir auf den längeren Läufe (> 25 km) jetzt noch besser, was ein bisschen das Manko bei den Vorgängern war, insbesondere für die nicht ganz leichten Läufer. Die Powerrun+-Sohle ist auch nach vielen Kilometern für müde Füße eine Wohltat, fühlt sich aber nie schwammig oder instabil an. Natürlich gibt es noch stärker gedämpfte Schuhe, denen dann aber etwas die Dynamik des Ride 17 fehlt.

 

Für wen und welchen Einsatz ist dieser Schuh geeignet?

Der Ride 17 ist als Neutralschuh für Läufer ohne größere Fußfehlstellungen konzipiert. Durch seine nach unten breitere werdende Sohle ist er auch ohne Stützelemente ziemlich stabil und lässt sich auch von leichten Überpronierern laufen. Wegen der guten Dämpfung können ihn auch schwerere Läufer tragen. Mit dem neuen Sohlenmaterial rückt er ziemlich nahe an seinen „großen Bruder“ Triumph 21 (auch Powerrun+), der bis jetzt Sauconys neutrales Komfortmodell war. Wer die Vorgängerversionen des Ride kennt und mag, wird von der neuen Ausgabe sicher begeistert sein.

Er ist als wirkliche Allzweckwaffe für alle Läufer ein Tipp, die nicht zu viele Laufschuhe in ihren Laufschuhe gleichzeitig im Schuhschrank haben möchten, sondern einen für Alles suchen. Er ist aber auch durchaus ein heißer Tipp für ambitioniertere Runner, die einfach einen vielseitigen, gut verarbeiteten Schuh suchen, mit dem man einen Großteil des Trainings und viele Kilometer abspulen kann. Ein langlebiges und spaßiges Arbeitstier für die (Halb-) Marathonvorbereitung. Ich kann mir den Ride 17 auch gut als Marathonschuh vorstellen für den Großteil der Läufer, bei denen es nicht auf jede Sekunde ankommt.

 

 

Fazit und Vergleiche

Saucony hat mit dem letztjährigen kleineren Update beim Ride 16 vielleicht manche enttäuscht, die sich einen etwas moderneren, reaktiveren Schaum in der Zwischensohle gewünscht hätten. Jetzt folgen die US-Amerikaner wie viele Konkurrenten dem allgemeinen Trend zu mehr Dämpfung und „Bounce“. Ich persönlich mochte auch die alte, festere Abstimmung gerne, aber die Powerrun+ bietet eine schon spürbar weichere Dämpfung und macht wirklich Spaß. Wie gesagt ist der Ride meiner Meinung nach dem Triumph ähnlicher geworden. Der Triumph hat aber nochmal 2mm mehr Schaum unter der Ferse, damit 10mm Sprengung und ist so besser für Fersenläufer geeignet.

Wer einen ähnlichen Allrounder mit Pronationssütze von Saucony sucht, könnte sich den Guide 16 anschauen, wer die schnellere und leichtere Version sucht, für den wäre der Kinvara 14 oder evtl. die Endorphin-Reihe interessant.

In diesem Einsatzsegment gibt es eine riesige Konkurrenz aller Hersteller, so dass nur eine kleine Auswahl verglichen werden kann. Der Asics GEL-Nimbus 25 ist ein noch etwas bequemerer Allrounder mit ebenfalls gutem Halt, stärker gedämpft und gepolstert, dafür nicht ganz so agil und etwas schwerfälliger bei Richtungswechseln. So ist er eher ein Kandidat für etwas langsamere Läufe, dafür stärker bei den ganz langen Distanzen. Ein weiterer ernsthafter Konkurrent mit ähnlicher DNA ist Hokas Clifton 9. Er ist deutlich leichter als der Ride 17, mit 5mm Sprengung auch ein dynamischer und bei vielen Läufern sehr beliebter Allrounder. Er verbindet Komfort mit Leichtigkeit, auch wenn nach meinem Empfinden der Ride trotz seines höheren Gewichts im höheren Tempo noch knapp die Nase vorn hat. Auch bei Brooks sind der Glycerin und der Ghost beliebte Allroundtrainer mit ähnlichen Eigenschaften, bei Nike z.B. der Pegasus. Unter diesen vielen sehr guten Allroundern verschiedener Hersteller ist für mich Sauconys Ride trotzdem einer der besten und zeigte im Praxistest keinerlei Schwächen.

Der Ride 17 ist ein fantastisch ausbalancierter Allrounder – für mich der beste Ride aller Zeiten. Die kleinen Veränderungen im Obermaterial wie auch das neue Design empfinde ich als Verbesserung. Den größten Mehrwert liefert aber die neue Sohle – ein richtiger Sprung nach vorne. Mit 150 Euro liegt er im mittleren Preissegment und hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, zumal man einen hochwertigen, langlebigen Schuh bekommt. In den Vorgängern bin ich 900 bis 1000 km gelaufen, aber das ist natürlich individuell unterschiedlich. Für mich insgesamt ein klarer Kauftipp.