Pegasus 39 im Test

 

Pegasus - benannt nach dem geflügelten Pferd aus der griechischen Mythologie. Schnelligkeit, Kraft und die Leichtigkeit des Fliegens: „Dein vertrautes Arbeitspferd mit Flügeln ist zurück. Zeit zum Abheben.“ So heißt es auf der Website von Nike.

Laufschuhliebhaber von Nike kommen um den Pegasus oder dessen Ableger nicht herum. So ist es zumindest bei mir. Den letzten klassischen Pegasus bin ich in der 33. Version gelaufen, danach den Pegasus Turbo und seinen Nachfolger. Zuletzt und immer noch in meiner Schuhrotation, der Pegasus Trail 3. Allen gemein ist das bequeme Tragegefühl und der gute Laufkomfort. Ob mich die klassische Version in der 39. Auflage ebenso überzeugen kann? Ihr werdet es im nachfolgenden Testbericht erfahren.

 

 

Die Specs des Testschuhs:

Kategorie: Cushion  
Schuhart: neutral
Geschlecht: Herren
Sprengung: 10mm
Gewicht: 279g (Größe EU/US – 43/9.5)
Farbe: University Blue/Dark Obsidian/Sail/Amarillo
Weite: normal
 

Unboxing:

Die letzten Vorgängerversionen des Pegasus (35 bis 38) waren vom Design her an den schnellen Vaporflymodellen angelehnt. Der Pegasus 39 schaut etwas entschärfter aus. Gerade die Änderung mit dem gekappten „Sharktail“ am Sohlenende fällt hier sofort auf. Zudem wirkt die Mittelsohle nicht mehr ganz so dick wie beim Pegasus 38. Das Mesh ist fest und wenig bis gar nicht flexibel, also kein Strickmaterial. Optisch gleicht es dem gewohnten Flyknit, allerdings ist es nicht explizit als solches ausgezeichnet. Die Flywires sind in dieser Version auch wieder sichtbare „Schnüre“, die in das herkömmliche Schnürsystem integriert sind.

Der Schuhkragen ist dick gepolstert, ebenso wie die entkoppelte Zunge. Die Fersenkappe ist verstärkt, allerdings nicht ganz so hart, wie bei früheren Modellen. Generell sind die Materialübergänge fließender, wobei das Obermaterial, im Allgemeinen, homogener erscheint.

Die Gummi-Außensohle mit Waffel-Struktur ist mehrteilig bzw. durch längs- und querverlaufende Flexkerben unterteilt. Sie ist durchgehend, von der Fußspitze bis zum Fersenende, was die Allroundfähigkeiten des Schuhs schon optisch unterstützt.

 

Der erste Eindruck:

Es macht den Anschein, dass der Pegasus 39 etwas schwerer in der Hand liegt. Ursächlich ist wahrscheinlich die relativ dicke Polsterung und der wertig wirkende Materialmix. Doch gewogene 279g. sind für einen komfortablen Allrounder und Daily Trainer nicht besonders viel.

Nach dem ersten Reinschlüpfen sitzt der Schuh bequem am Fuß. Der Upper hat diesmal keinen sockenähnlichen Charakter, dennoch schmiegt er sich gut um den Fuß, was gerade im Fersen- und Mittelfußbereich auffällt. Trotz meines etwas breiteren Vorderfußes, fühlt sich dieser nicht eingeengt in der ausreichend weiten Zehenbox. Aber machen wir uns nichts vor – ein Hersteller, der heutzutage nicht in der Lage ist eine komfortable Passform zu gestalten, kann sich auf dem Markt wohl kaum etablieren. Zudem ist die Passform ja auch eine ganz individuelle Geschichte. Aber Nike-affinen Läufer*innen wird diese gut gefallen.

Bei der ersten Anprobe empfinde ich die Dämpfung recht hart und direkt. Hierbei handelt es sich um das von Nike entwickelte React Foam, welches ich bereits als partiellen Einsatz in anderen Nike Schuhen kenne. Ich bin gespannt, wie sich die Dämpfungseigenschaften im Laufeinsatz verhalten.

Die Schnürung ist recht herkömmlich. Einzig die Flywire-Technologie fällt ins Auge, die aber im statischen Zustand nicht wirklich bemerkbar ist. Eventuell ist sie für den seitlichen Halt des Fußes und damit für die gute und sichere Passform verantwortlich. Die Schnürsenkel sind lang genug für die Marathonschnürung.

 

 

Lauftraining:

Nachdem ich in der letzten Zeit nur stark gedämpfte, weichere Laufschuhe getragen habe, ist die Dämpfung des Pegasus 39 etwas befremdlich für mich. Nicht unangenehm, aber härter und straffer abgestimmt als so manch andere aktuelle Dämpfungsschuhe.

Der Pegasus läuft sich sehr neutral und wegen der nicht so hoch aufbauenden Mittelsohle vermittelt der Schuh ein sicheres Laufgefühl, was sich gerade in Kurven bemerkbar macht. Hier kommt auch das Top-Feature der Flywire Technologie zur Geltung, die gerade den Seitenhalt des Fußes im Schuh gewährleistet.

Schnellere Pace macht der Pegasus 39 gut mit. Die Dämpfung ist sehr direkt, was dem Schuh eine gewisse Dynamik verleiht. Zurückzuführen ist dies auf ein weiteres Feature des Pegasus 39 – das in der Mittelsohle eingearbeitete doppelte Zoom-Air Kissen im Vorfußbereich. Allerdings finde ich dies wenig reaktiv, also nicht so reaktionsfreudig, wie Nike es für dieses Modell bewirbt. Man muss schon einen deutlichen und kräftigen Abdruck des Vorfußes erzeugen, um den Hauch eines federnden Laufgefühls zu erhalten.

Aufgrund der zahlreich eingearbeiteten Kerben in der Außensohle, hätte ich dem Pegasus etwas mehr Flexibilität zugetraut. Er läuft sich für meinen Geschmack etwas zu steif, was den hinteren Teil der Sohle angeht. Gerade im Mittelfußbereich könnte er flexibler sein, um ein geschmeidigeres Abrollen zu ermöglichen.

Die besten Erfahrungen habe ich beim Fersenlauf machen können. Hier zeigt der Pegasus 39 seine Stärken und verzeiht auch einen unsauberen Laufstil. Er schluckt und federt hier höhere Aufprallkräfte gut weg und zeigt mehr Reaktivität als im Vorfußbereich. Schaut man in die Specs des Schuhs, ist hier ebenfalls ein Zoom-Air Element zu finden. Aufgrund dessen ist der Pegasus ebenso für längere Distanzen geeignet.

Beim Vorgänger ist wohl das Mesh etwas in die Kritik geraten. Etwas zu warm, wie ich gelesen habe. Bei dem aktuellen Pegasus konnte ich nichts dergleichen feststellen. Das atmungsaktive Obermaterial fällt auch bei sommerlich heißen Temperaturen nicht negativ auf. Wie zu erwarten hat auch die Außensohle einen hervorragenden Gripp, wobei Asphalt der Lieblingsuntergrund ist. Ob nass oder trocken, sie hält mich immer in der Spur. Waldböden, Aschebelag und leicht sandige Feldwege sind aber ebenso laufbar.

 

 

Fazit:

Der Pegasus 39 punktet in erster Linie durch seine gute Passform und geht mit seinen komfortablen Eigenschaften zweifellos als solider Allrounder durch.

Nike hat hier seinen Klassiker etwas gezähmt. Sowohl das Design als auch das Laufgefühl erinnern mehr an die früheren Modelle, also vor der Zeit des schnellen Vaporflys. Ich gehe davon aus, dass Nike hier ganz bewusst auf klassische Elemente der Pegasus Reihe gesetzt hat. Alt bewährte Features gepaart mit neuen innovativen Materialien, die langlebiger und leichter sind.

Gleichzeitig liegt hier aber auch mein Kritikpunkt. Die fehlende Reaktivität, also der fehlende Bounce, geht zu Lasten des Laufspaßes. Ebenso wenig geht der Schuh wirklich nach vorne bzw. zeigt einen reaktionsfreudigen Abdruck. Die Sohle ist etwas flacher konstruiert, also ohne großartige Rocker-Geometrie, die für einen guten Vortrieb sorgt. Gut, wir sprechen hier wieder von einem anderen Schuh, aber Ansätze in diese Richtung wurden schon mal mit Pegasus Ablegern entwickelt. Vielleicht gibt es ja zukünftig wieder mal einen Pegasus Turbo Nachfolger.

Ich empfehle den Pegasus 39 Läufer*innen mit neutralem fersenlastigen Laufstil, die einen soliden Daily Trainer suchen. Ebenso für Vor- und Mittelfußläufer*innen, die eine sehr direkte und nicht zu weiche Dämpfung bevorzugen. Eine gute Wahl für die ruhigen und lockeren Läufe gleich jeder Distanz, wobei auch ein paar Intervalleinheiten gut zu meistern sind.  

 

 

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