Mit dem Pegasus Premium hebt Nike seine traditionsreiche Pegasus-Reihe auf ein neues Level. Er ist das High-End-Modell innerhalb des Pegasus-Line-ups und kombiniert gleich drei der leistungsstärksten Nike-Technologien: ZoomX, ReactX und ein durchgehendes Air-Zoom-Element. Herausgekommen ist ein Trainingsschuh, der Komfort, Dämpfung und Dynamik miteinander verbindet – und dennoch nicht in jeder Disziplin glänzt. Shop4runners hat mir den Nike Pegasus Premium zur Verfügung gestellt, sodass ich ihn unabhängig von Herstellerinteressen testen konnte.
Erster Eindruck
Schon beim Auspacken macht der Pegasus Premium seinem Namen alle Ehre. Das Design ist auffällig, modern und durchdacht – fast schon ein Lifestyle-Schuh, den man auch abseits der Laufstrecke tragen könnte. Der erste Eindruck am Fuß: bequem, hochwertig verarbeitet und spürbar gedämpft. Die Fersenkappe ist vorgeformt und weich gepolstert, reflektierende Details an den Schnürsenkeln sorgen zudem für Sichtbarkeit bei Läufen im Dunkeln.
Allerdings fällt die Passform recht schmal aus. Besonders im Mittelfußbereich sitzt der Schuh eng – ideal für schmale Füße, für Läuferinnen und Läufer mit breiteren Füßen jedoch potenziell problematisch.


Das Laufgefühl: Air Zoom über die volle Länge
Das Herzstück des Pegasus Premium ist die Mittelsohle – ein dreischichtiges Konstrukt, das es so bisher nicht gab. Ganz unten liegt der langlebige ReactX-Schaum, darüber ein durchgehendes Air-Zoom-Element, das sich über die gesamte Sohlenlänge erstreckt, und ganz oben eine Schicht ZoomX-Schaum.
Das Ergebnis ist ein sehr spezielles Laufgefühl. Vor allem die Air-Zoom-Einheit sorgt dafür, dass der Schuh bei jedem Schritt leicht nach vorne „drückt“. Das erinnert in Ansätzen an Racemodelle, allerdings ohne deren aggressive Performance. Der Pegasus Premium läuft sich dynamisch und reaktiv, gleichzeitig angenehm weich – besonders auf hartem Asphalt. Der leichte Rocker ist spürbar, aber nicht übertrieben, sodass das Abrollen recht klassisch bleibt.
Beim Longrun spielt der Schuh seine Stärken aus: Er dämpft zuverlässig, gibt Energie zurück und ermüdet auch nach vielen Kilometern nicht. Für Tempoläufe oder Intervalle wirkt er mir persönlich zu schwer. Mit 336 Gramm in Größe 44 bringt er rund 100 Gramm mehr auf die Waage als typische Lightweight-Trainer oder Wettkampfschuhe mit Carbonplatte.
Auf der Strecke: Vielseitig, aber nicht für alles
Ich habe den Pegasus Premium für ruhige Dauerläufe, Longruns und gesteigerte Dauerläufe genutzt. Genau in diesem Bereich sehe ich seinen idealen Einsatz – als komfortabler Allroundschuh für das Grundlagentraining.
Besonders gut funktioniert er auf Asphalt, aber auch auf gepflegten Wald- und Wiesenwegen läuft er sich stabil und angenehm. Das Waffelprofil der Außensohle bietet viel Grip und überzeugt auch in puncto Haltbarkeit.
Für schnelle Einheiten greife ich lieber zu Modellen wie dem Zoom Fly 6 – dort bekomme ich mehr Leichtigkeit und Aggressivität. Der Pegasus Premium hingegen bleibt ein solider Trainingsschuh.


Der Nike Pegasus Premium im Detail
Der Nike Pegasus Premium bringt einige spannende Zahlen und Fakten mit, die sein besonderes Konzept verdeutlichen. Mit einer Sprengung von zehn Millimetern – 45 Millimeter in der Ferse und 35 Millimeter im Vorfuß – gehört er klar in die Kategorie der stark gedämpften Laufschuhe. Trotz dieser beachtlichen Sohlenhöhe bleibt er ein Neutralschuh und richtet sich damit an Läuferinnen und Läufer, die keine zusätzliche Stütze benötigen. Besonders wohl fühlt er sich bei Mittel- und Vorfußläuferinnen und -läufern, denn dort kann die reaktive Zwischensohle ihre Stärken am besten ausspielen.
Mit rund 336 Gramm in Größe 44 ist der Pegasus Premium kein Leichtgewicht. Dennoch vermittelt er dank der raffinierten Kombination aus ZoomX, ReactX und der durchgehenden Air-Zoom-Einheit kein schwerfälliges Gefühl. Vielmehr entsteht beim Laufen eine federnde Dynamik, die den Schuh trotz seines Gewichts erstaunlich agil wirken lässt.
Das Obermaterial besteht aus einem Circular Knit Mesh, das nicht nur sehr atmungsaktiv ist, sondern auch an den Belastungspunkten gezielt verstärkt wurde. So entsteht ein gelungener Mix aus Belüftung und Stabilität. Reflektierende Details sorgen zudem für Sicherheit bei Dämmerung und Dunkelheit. Im Inneren sitzt eine herausnehmbare Einlegesohle, die bei Bedarf gegen orthopädische Einlagen getauscht werden kann. Auffällig bleibt die Passform: Sie fällt insgesamt eher schmal aus, vor allem im Mittelfußbereich. Für Läuferinnen und Läufer mit schlanken Füßen bedeutet das sicheren Halt – für breitere Füße könnte es allerdings schnell eng werden.
Besonders spannend ist jedoch die Mittelsohle: Mit dem Pegasus Premium bringt Nike erstmals ein Modell mit einer durchgehenden Air-Zoom-Einheit auf den Markt. Diese Innovation sorgt für ein klar spürbares, federndes Laufgefühl und verleiht dem Schuh seinen einzigartigen Charakter. Damit hebt er sich deutlich vom klassischen Pegasus ab und schafft ein neues Erlebnis innerhalb der Serie.


Einordnung im Nike-Portfolio
Nike hat sein Pegasus-Line-up neu strukturiert und die Rollen der einzelnen Modelle klar voneinander abgegrenzt. Am unteren Ende steht der Pegasus 41 – der klassische Allrounder für das tägliche Training. Er ist neutral, verlässlich und damit ein guter Einstiegsschuh für Läuferinnen und Läufer, die einen soliden Begleiter für ihre Kilometer suchen.
Darüber positioniert sich der Pegasus Plus. Er ist leichter, direkter und auf Tempo ausgelegt. Vor allem für schnelle Trainingseinheiten, Intervalle oder Tempodauerläufe eignet sich dieses Modell optimal, da es mit seiner reaktiven Zwischensohle viel Vorwärtsdrang bietet.
An der Spitze des Portfolios steht schließlich der Pegasus Premium. Er ist das Flaggschiff der Serie – mit maximaler Technologie, üppiger Dämpfung und einem spürbar dynamischen Laufgefühl. Der Premium richtet sich an all jene, die das Maximum an Komfort und Energierückgabe erleben wollen und bereit sind, dafür etwas mehr Gewicht am Fuß in Kauf zu nehmen. Wer also einen vielseitigen Trainingsschuh sucht, der besonders bei langen, ruhigen Läufen glänzt, findet im Pegasus Premium eine spannende Option.
Die Einordnung des Nike Pegasus Premium insgesamt fällt nicht leicht. Ein klassischer Allrounder ist er nicht, dafür ist seine Bauweise zu komplex und die Dämpfung zu ausgeprägt. Gleichzeitig fehlt ihm die kompromisslose Leichtigkeit, um in derselben Liga wie Supertrainer à la Asics Superblast oder Metaspeed Sky mitspielen zu können – dafür bringt er schlicht zu viel Gewicht und zu wenig Vortrieb mit. Selbst innerhalb des Nike-Portfolios lässt er sich nicht direkt vergleichen: Während die Vomero-Reihe klar in Richtung Komfortschuh geht, besetzt der Pegasus Premium eine ganz eigene Nische.
Und genau das macht ihn spannend. Er steht für sich – irgendwo zwischen Daily Trainer, Komfortschuh und Supertrainer – und vereint Eigenschaften aus all diesen Kategorien, ohne sich ganz festlegen zu lassen. Am Ende bleibt: ausprobieren. Vielleicht ist es genau das Modell, das deiner Laufschuhrotation bisher noch gefehlt hat.
Bevorzugte Zielgruppe
Der Nike Pegasus Premium richtet sich in erster Linie an Neutralläuferinnen und -läufer, die Wert auf Komfort, Dämpfung und ein dynamisches Laufgefühl legen. Am besten funktioniert er für Mittel- und Vorfußläufer, die von der durchgehenden Air-Zoom-Einheit optimal profitieren. Besonders geeignet ist er für längere Dauerläufe, entspannte Longruns oder lockere Trainingswochen, in denen Kilometer gesammelt werden. Wer ein vielseitiges Trainingsmodell sucht, das ein Stück weit an das Laufgefühl eines Carbonschuhs erinnert, aber ohne Platte auskommt, wird mit dem Pegasus Premium Freude haben.
Für Fersenläuferinnen und -läufer, die nicht ganz neutral abrollen, könnte er dagegen etwas instabil wirken – zumal die Aufprallfläche im Fersenbereich nicht sonderlich breit ist. Auch die hohe Sohlenkonstruktion setzt ein sauberes Abrollen voraus, um nicht umzuknicken. Menschen, die auf eine Pronationsstütze angewiesen sind, sollten daher nach anderen Modellen Ausschau halten.


Fazit
Der Nike Pegasus Premium ist zweifellos ein innovativer und außergewöhnlicher Schuh. Das Zusammenspiel von ZoomX, ReactX und der durchgehenden Air-Zoom-Einheit macht ihn einzigartig im Trainingseinsatz. Er bietet Komfort, Energierückgabe und ein Laufgefühl, das sich klar von klassischen Daily Trainern unterscheidet.
Allerdings: Er ist schwerer als die Konkurrenz, richtet sich primär an Mittel- und Vorfußläuferinnen und -läufer und ist nicht die erste Wahl für schnelle Tempoeinheiten oder Wettkämpfe. Auch die schmale Passform schränkt die Zielgruppe etwas ein. Mit einem Preis von 210 Euro liegt er zudem am oberen Ende des Marktes.
Für mich ist der Pegasus Premium vor allem ein spannender Allrounder fürs Grundlagentraining und für lange Läufe, der durch sein besonderes Laufgefühl motiviert und gleichzeitig als stylischer Lifestyle-Schuh eine gute Figur macht. Kein Supertrainer, aber ein Premium-Trainer, der seinem Namen gerecht wird.